Der Sommer 2024 war herausfordernd, hektisch, ermüdend und doch so schön, freudig und gesellig. Die organisatorischen Vorbereitungen auf das Baaßner Heimattreffen hatten bereits letztes Jahr angefangen und nun durften diese hier Vorort umgesetzt werden. Ich reiste bereits am 30.06.24 nach Baaßen an, um mit den Arbeiten zu beginnen. So pflanzte ich Blumen in die Kästen vor der Burghüterwohnung, beseitigte Unkraut und brachte Lichterketten an den Bäumen im Kirchhof an. Mäharbeiten auf dem gesamten Gelände waren erforderlich, hierbei half uns natürlich auch der Schenker Hans (Friedhofswärter) auf dem Friedhof und im Pfarrhof.
Wöchentlich trafen die Baaßner Landsleute ein und die weiteren anstehenden Arbeiten, wie Kirche, Burghüterwohnung, Turm und Lehrerzimmer putzen, Fenster in der Sakristei einbauen, Grabsteine aufstellen, große Büsche auf dem Friedhof und im Pfarrhof schneiden, konnten erledigt werden.
Und schon bald stand das erste Augustwochenende vor der Tür und somit auch die Teilnahme am Trachtenumzug in Herrmannstadt beim „großen Sachsentreffen“. Einige waren bereits direkt in Hermannstadt und die anderen fuhren mit einem gebuchten Bus aus Baaßen zum Trachtenumzug. Die Wiedersehensfreude war sehr groß und mit ca. 28 Trachtenträgern marschierten die Baaßner mit vielen anderen Trachtengruppen durch die Hermannstädter Innenstadt. Es war ein wunderschönes und freudiges Ereignis. Viele Zuschauer und Gäste jubelten uns zu und beim gemeinsamen Essen danach, konnte man sich noch austauschen und später auch an einigen kulturellen Veranstaltungen, teilnehmen. Ein wirklich gelungener Tag in Herrmannstadt ging viel zu schnell zu Ende.
Doch bereits am nächsten Tag saßen wir schon wieder im vollen Kleinbus. Diesmal auf dem Weg zum Peter Maffay Konzert am großen Ring. Dieser füllte sich am Abend mit tausenden von Gästen und Zuschauern, die dieses einmalige Konzert miterleben wollten – und das war es auch. In dieser herrlichen Kulisse, die alten Lieder von Peter Maffay, Live zu erleben, unter so vielen Landsleuten - das war schon etwas ganz Besonderes. An dieser Stelle möchte ich noch einen herzlichen Dank aussprechen im Namen aller Baaßner Landsleute, an alle Organisatoren, Sponsoren und Mitwirkenden, für das absolut gelungene „Große Sachsentreffen“.
Für uns war es von Sonntag, 04.08. auf den Montag, den 05.08. eine kurze Nacht, da es bereits in der Früh schon wieder mit dem Bus nach Alba Iulia (Karlsburg), zum gemeinsamen Ausflug ging. Frau Fronius, unsere Reiseleiterin, begrüßte uns sehr freundlich und führte uns über das große Areal der Karlsburger Festung. Eine sehr beeindruckende Geschichte und viele großartige Kirchen und Gebäude erwarteten uns innerhalb der sternförmigen Festungsmauern. Nach einem ausgiebigen Mittagessen im Restaurant des Hotels Medieval fuhren wir weiter zur Gräfenburg und Kirchenburg nach Kelling. Als Abschluss des Tages besuchten wir die Kirchenburg in Urwegen. Hier wurden wir freundlich mit einem siebenbürgischen Imbiss erwartet und wir sprachen über die Probleme und die Herausforderungen des Erhaltes unseres Kulturerbes. Gestärkt von Schmalzbrot, Zwiebeln, Käse und Grieben und natürlich auch einem guten Schnaps, stimmten wir in der Urweger Kirche ein siebenbürgisches Lied an: „Mir wällen blewen, wott mir sen“. Wir hätten hier noch lange weiter singen können, allerdings wartete unser Busfahrer bereits auf uns und wir mussten die Heimreise wieder antreten. So war wieder ein unglaublich schöner Tag vergangen, mit vielen neuen Eindrücken und Bekanntschaften, an diese wir uns gerne zurückerinnern.
Arbeitsreich ging es an den nächsten Tagen weiter mit dem Zeltaufbau im Kirchhof, Tische und Bänke vorbereiten für das Heimattreffen und auch „viur dem Lämpesch“ wurden Tische und Stühle aus dem Baaßner Saal aufgestellt, für ein gemeinsames Grillen am Donnerstag, den 08.08.2024. Unsere langjährige Gastrofamilie Bozdoc grillte leckeres Fleisch und Mici für uns. Kaffee und Kuchen gab es natürlich auch und zum Abschluss auch noch gekochten Mais. Ca. 80 Baaßner waren bei dieser wunderbaren Veranstaltung, im kühlen Schatten des Waldes, mit dabei. Bis spät in die Nacht wurde gesungen und gefeiert, getrunken und gelacht.
Am Samstag, den 10.08. war es nun so weit. Das Baaßner Heimattreffen konnte beginnen. Alles war soweit erledigt und vorbereitet. Dieser Einladung sind viele Landsleute nach Baaßen gefolgt. Ab 15:00 Uhr kamen die Gäste in den schön hergerichteten Kirchhof. Der Kaffee und der Kuchen standen bereit und die Wiedersehensfreude war wiedereinmal groß. Um 18:00 Uhr Begrüßte ich die Gäste im Namen des gesamten HOG Vorstandes in der kühlen Kirche - und hier hatte ich sogar ein wenig mehr Zeit, als beim Heimattreffen in Dinkelsbühl über die Dinge zu reden, die uns als Vorstand wichtig erscheinen. Den Zusammenhalt der Gemeinschaft weiterhin zu fördern, aber nicht nur in Deutschland, sondern auch hier die Kirchengemeinde zu unterstützen und auch den Kampf (mittlerweile ist es leider ein „Kampf“) um die Erhaltung unseres Erbes in Baaßen weiterzuführen. Das nachfolgende Orgelkonzert, welches Frau Dr. Renate Klemm für uns spielte, war ein schöner musikalischer und bunter Blumenstrauß. Unsere Orgel wieder erklingen zu hören war schon ein besonderer Genuss. Zwei besondere Stücke, die ich mir von Renate gewünscht hatte, waren als Zugabe gedacht und einige unsere Baaßner Landsleute hatten Tränen in den Augen. Als Abschluss dieses gelungenen Konzertes, wurden „Siebenbürgen, Land des Segens“ und „Af deser Ierd“ gesungen unter der Begleitung der Orgel. Der Abend schritt weiterhin voran und nach dem reichlichen und leckeren Abendessen wurde noch bis in die Nacht hinein erzählt und auch das Tanzbein geschwungen.
Der Sonntagmorgen war wie immer, nach so einer Nacht – etwas turbulent. Die Tische mussten wiederhergerichtet und auch die Sanitären Einrichtungen gesäubert werden, um dann wieder pünktlich um 10:00 Uhr, in unserer siebenbürgischen Tracht im Gottesdienst zu sein. Diesen hielt der Herr Pfarrer Arvay und Herr Pfarrer Ehrlich ab. Die Bläser spielten, als wir den Einzug in die Kirche machten. Eine kleine Überraschung hatte die „Baaßner Singgruppe“ ebenfalls für den Gottesdienst vorbereitet, als sie im Kanon „Lobet den Herrn“ gesungen haben, hatten ich Gänsehaut am ganzen Körper. Das heilige Abendmahl feierten wir zum Abschluss dieses gelungenen Gottesdienstes und stellten uns dann auf den Kirchentreppen für den gemeinsamen Gang zum Friedhof, auf.
Die Blaskappe spielte uns in den Friedhof hinein und unter der großen Tanne sammelten wir uns zum Gedenken an unsere Verstorbenen. Pfarrer Hans Ehrlich sprach einige Worte und verlas die Verstorbenen der letzten zwei Jahre. Die Blaskappe erfüllte die Stille auf dem Friedhof mit andächtigen Chorälen und bei dem Lied „Amoi seg‘ ma uns wieder“ in siebenbürgisch sächsischem Dialekt, ließen die Meisten, ihren Tränen freien Lauf.
Nach der Gedenkfeier nahmen wir wieder im Kirchhof, im Schatten des Zeltes und der Kirchenburg Platz zum gemeinsamen Mittagessen. Ca. 170 Gäste hatten wir an diesem Tag im Kirchhof und es war ein freudiges Miteinander. Die Blaskappe spielte bis zum späten Nachmittag und wir Alle waren voller Dank und herzlicher Worte für die Musikanten, die sich speziell für diesen Anlass zusammengefunden hatten. Die Baaßner Singgruppe hatte sich ebenfalls hier neu gegründet. Die Idee dahinter war, dass wir unsere Baaßner Hymne in erster Linie schön gesungen zu hören bekommen und in zweiter Linie mitsingen können. Die Singgruppe hatte am Freitagnachmittag im ehemaligen Musikzimmer der Kirchenburg, unter der Leitung von Dr. Renate Klemm, geprobt und auch andere sächsische Lieder einstudiert. In den Genuss dieser Lieder und eben auch der Baaßner Hyme kamen wir am Sonntagnachmittag. Ich kann nur staunen, dass doch so viele bei der Singgruppe mitgemacht haben, und dass aus dieser einen Gesangsprobe, doch so ein wunderschöner und herzlicher Gesang entstanden ist. Der letzte gemeinsame Abend verging nun auch wie im Flug mit leckerem Essen, Wein und guten, nicht endenden Gesprächen.
Fast eine Woche verbrachten wir noch mit Aufräumarbeiten. Viele waren bereits in den ersten Tagen nach unserem Treffen abgereist. Doch, so hoffen wir, mit schönen und herzlichen Erinnerungen an ein gelungenes Beisammensein mit der „alten“ Gemeinschaft - in der „alten“ Heimat.
Von Herzen Bedanke ich mich bei wirklich Allen Mitwirkenden und jeder helfenden und unterstützenden Hand, die dieses Fest wieder einmal zu etwas „ganz Besonderem“ gemacht haben.
Herzlichst, Christel Hermann
HOG Baaßen e. V.